Herbst:
Am Ende des Erntemonats Oktober steht der Kürbis sozusagen als das zuletzt geerntete Gemüse als Sinnbild für
ein zu Ende gehendes Jahr. Ausgehöhlt und als Lampion verwendet, leuchtet er hinein in den dunklen und düsteren November.
Je nach Konfession gedenken Christen jetzt der Toten: an Allerheiligen, Allerseelen, am Volkstrauertag und am Totensonntag.
Bei anderen Religionen gibt es keine einheitlichen oder gar keine Totengedenktage.
In Europa scheint dieses stille Gedenken von einer eher lauten "Event-Mentalität" an den Rand gedrängt zu werden,
so als ginge es in der heutigen Konsumwelt darum, mindestens einmal pro Quartal einen Event zu erleben, oder einen Anlaß zu haben für erhöhten
Alkoholkonsum in möglichst dazu passender Verkleidung?
Beispiele kämen einem durchaus in den Sinn:
----Oktoberfest: Dirndl und Lederhose + Bier
----Weihnachten: Roter Mantel, Umhang, Rock mit weissem Pelzbesatz + Glühwein
----Fasching: alles außer Alltagskleidung + alles was Prozente hat
----Sommerurlaub: ähnlich Fasching
Das Oktoberfest in Müchen ist zwar das größte Volksfest der Welt, und die Juxartikel-Industrie kann hier nach der langen Pause seit der
Karnevals-/Faschingszeit endlich wieder Umsatz machen, aber es ist doch zu wenig global, es müßte noch etwas europäischeres oder vielleicht sogar
weltumspannendes geben....Halloween! Mit neuem Inhalt und entsprechende Marketing kurbelt das die Wirtschaft wieder richtig an!
So gesehen könnte der Unterschied zwischen dem Kürbiszauber mit dem englischen Namen und dem besinnlichen Gedenken nicht größer sein.
Tiefer schürfend könnte man aber auch Zusammenhänge entdecken, so etwa wie die durchaus lustige Totenfeier nach einem traurigen Begräbnis.
An einem bestimmten Vollmondtag im Herbst, nach einigen Berichten auch in der Nacht zum 1.November,
feierten die Kelten das Fest Samhain. Ob es ein Erntedankfest oder ein Totenfest war, ist nicht zweifelsfrei bekannt.
Das Halloween-Feiern hat auf den britischen Inseln seinen Ursprung. Da wäre es nahe liegend, daß es einen Zusammenhang
mit dem keltischen Fest Samhain gibt. Doch das Wort "Halloween" leitet sich aus "All Hallows Eve" ab,
dem alten englischen Audruck für den Vorabend von Allerheiligen. Das bringt Halloween wiederum in Verbindung
mit dem Kalender der römischen Kirche, weil es auch am Vorabend des 1. November gefeiert wird, im Gegensatz zum
"All-Saints-Day", den die anglikanische Kirche erst am 8.November feiert.
Wie der Name schon sagt, ist "Allerheiligen" das Gedächtnisfest für alle Heiligen und Seligen.
Papst Bonifazius IV weihte um 610 das Pantheon in Rom zur Gedenk-Kirche an die heiligen Martyrer, und 837 bestimmte Papst Gregor III
den 1.November zum kirchenweiten Gedenktag an alle Heiligen. Damit waren jene Verstorbenen gemeint, die auf Grund ihres gläubigen Lebens oder
Martyrertodes bereits Aufnahme in den Himmel gefunden haben.
Als Gedächtnistag für alle übrigen Verstorbenen, den "armen Seelen", die nach altem Glauben erst noch das reinigende Fegefeuer
durchstehen müssen, bevor sie in den Himmel der Seligen aufgenommen werden, hat Abt Odilo von Cluny 995 auf den 2.November bestimmt.
Im Mittelalter glaubte man, daß in dieser Zeit die Toten aus dem Fegefeuer zurückkehrten und die Lebenden baten, für ihr Seelenheil zu beten.
Diese Vorstellung von der Rückkehr der Toten hatte heidnische wurzeln. Wenn heute die Kinder bei ihren Bettelzügen um die Häuser ziehen,
erwecken sie, ohne es zu wissen, diese mittelalterliche Legende wieder zum Leben. Mit gruseliger Verkleidung verkörpern sie die kurzzteitig Auferstandenen,
bitten jedoch weniger im ein Gebet sondern vielmehr, ganz nach amerikanischer Lebensart, um materielle Gaben.
So schliesst sich hier der Kreis zu "Halloween", dem Brauch, der in der heute bekannten Form im 19.Jahrhundert von irischen
Einwanderern in den USA eingeführt worden war und nun aus den USA wieder nach Europa zurückgekommen ist.
(Text: Arthur G. Pauli)
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