River Surfing
Wellenreiten im Fluss
In schnell strömenden Flüssen und Kanälen entstehen durch Hindernisse Turbulenzen und oft auch stehende Wellen*. Der wesentliche Unterschied zum Surfen am Meer ist, daß diese Wellen nicht durch das Wasser zum Strand laufen und dort enden, sondern daß das Wasser über die Welle fliesst und diese immer vorhanden ist, solange die herrschenden Strömungsverhältnisse gleich bleiben.
*) seltene Ausnahmen sind Gezeitenwellen, die bei besonderen Konstellationen von Tidenhub, Küstengeometrie und Flusströmung flussaufwärts laufen.
Das physikalische Prinzip, das das Surfen ermöglicht, ist in beiden Fällen gleich: Nachdem der Surfer sein Brett so beschleunigt hat, dass es auf der Wellenfront zum Gleiten kommt, wird es sich über deren Schräge abwärts bewegen. Der Wasserfilm , der relativ zum Brett nach oben strömt, wirkt dagegen. Der Surfer kann durch Manövrieren und Vor-Rück-Belasten seines Bretts seine Geschwindigkeit nun so regeln, daß seine Abfahrtsgeschwindigkleit der (relativen) Geschwindigkeit dieses Wasserflims entspricht und er somit nicht unten aus dem Wellenhang hinaus fährt.
River Surfing ist im Fließgewässer das Pendant zum Surfen (Wellenereiten), das auf stehendem Gewässer ausgeübt wird.: Beim Riversurfen bewegt sich das Wasser, beim Brandungssurfen bewegt sich die Welle.
Leider gibt es in unseren Flüssen nicht sehr viele Stellen, an denen sich reitbare stehende Wellen bilden.
Aber es gibt genügend Plätze mit ausreichend schneller Strömung, die man nutzen kann, um sein Brett zum Gleiten zu bringen. Die nötige Antriebskraft zur Beschleunigung des Bretts liefert ein Zugseil.
1: Riversurfing am Seil
Prinzip:
Beim River Surfing am Seil ist der Surfer mit einem Baum, einer Brücke oder einem anderen festen Punkt verbunden und läßt sich davon sozusagen "gegen" die Wasserströmung "ziehen".
Das Prinzip gleicht dem Wasserskilaufen oder -mit Surfbrett - dem "Freeboarding", wo in umgekehrter Weise das Zugmittel bewegt wird und das Wasser steht.
Für den Brett-Auftrieb wird eine von der Brettgröße abhängige Mindest-Relativgeschwindigkeit zwischen Surfbrett und Wasser benötigt.
Ausrüstung:
Zur Ausübung dieser Sportart bedarf es nur eines Zugseils mit Haltegriff und eines geeigneten Surfbretts:
- Zugseil mit Hantel, befestigt an einem beliebigen Fixpunkt, möglichst mittig über der Strömung. (Für den Anfang vorteilhaft: unelastisches Seil, Länge ca.10-15m, Höhe des Fixpunktes über dem Wasser wenn möglich ca. 3-5m : geübte Surfer können kurzfrisztig mehr Speed generieren und nicht nur quer zur Strömung sondern auch flussaufwärts "brettern", wenn sie anstatt eines unelastischen Zugseils ein Gummiseil (Bungee-Seil ) verwenden: -> Bungee-Surfen!)
- Surfbrett mit Riversurfing-Abmessungen:ca.160- 200 cm lang, 50cm breit, 5-8cm dick
Technik:
Riversurfing mit Seil ist an jedem Fluß- oder Kanalabschnitt möglich, der breit genug ist, daß man am Seil hinter dem Aufhängepunkt hin und her pendeln kann, und dessen Wasserströmung schneller als 6 km/h ( ca. 1,7 m/s ) ist . (Dieser Wert gilt bei Verwendung eines ca. 2m langen Bretts.)
Durch Querstellen und Aufkanten seines Bretts kann der Surfer unter Ausnutzung der Strömung quer über den Fluß gleiten.
Seine höchste Geschwindigkeit relativ zum Wasser erreicht er kurz vor jeder Wende an den äußersten Scheitelpunkten des Pendelkurses.
Variationen sind möglich durch die Veränderung der Dehnbarkeit des Zugseils (s. Bungee-surfing), der Höhe des Aufhängepunktes über der Strömung und den Abmessungen des Surfbretts. Je höher beispielsweise der Anbindepunkt, desto mehr verlagert sich die Gesichtskraft des Surfers zum Zugseil und desto freier sind die Füsse und das Brett für extreme Stunts.
An Flußabschnitten mit höherer Wasserströmung können an Stromschnellen oder Wassersprüngen die Fronten der dort entstehenden Wellen zum Vortrieb genutzt werden, wobei der Surfer bei genügender Höhe und Neigung auf die Zugkraft des Seils verzichten kann und er somit praktisch zum "Wellenreiten" kommt.
Ähnlich ist es hinter dem Motorboot, beim Übergang vom Freeboarding zum Wake-Surfing, wenn der Surfer auf der Heckwelle spürt, wie der Seilzug nachlässt und die Schubkraft von der Welle kommt. Deshalb hat ein Surfer aus den USA die Flußwelle als "River Wake" bezeichnet. (Daher der Begriff "Riversurfing "Wake" !)
Ähnliche (verwandte) Brett-Sportarten :
- Wakeboarding (wurde früher als "Freeboarding" hinter Wasserskibooten mit Surfboards und nicht mit speziellen Wakeboards ausgeübt)
- skurfing
- Kite-Surfen
- Tow-Surfing
Trainingseffekt für andere Sportarten:
- Windsurfing (Brettbeherrschung, Balance, Armkraft),
- Wasserskilauf (Armkraft, Kantengefühl)
Abgrenzung:
Das Riversurfing sollte nicht verwechselt werden mit
- "Aqua-Planing", dem "Wellenreiten" auf viereckigen Holzbrettern im Schlepp von Booten (wie es auch einmal im Meyers Lexikon zu finden war),
- "Brettlfahren","Wellengleiten" , "Isar-Rutschn", als das Aquaplaning, betrieben auf Flüssen
Bei diesen Sportarten wird das Brett selbst gezogen, und der Sportler hält sich an diesem mittels einer kurzen Leine fest.
- "River-Boarding" oder "Wave-Boarding" , gewissermaßen eine Variante des Riversurfens, analog zum Boogie- oder Bellyboarding als Variante des Surfens in Brandungswellen.
Geschichte des Riversurfing
Wie entstand eigentlich dieser Sport? Hier erzählt Arthur Pauli selbst, wie er auf die Idee des Riversurfing kam.
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